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21.03.2016:
Gelbwurst macht das Leben leichter
KABARETT: In Spezialität ursprünglich Hirn verarbeitet – eine Extraportion davon schadet laut Alfred Mittermeier nicht
BODENHEIM - Die Extrawurst, die im Metzgerladen dem kleinen Kind geschenkt wird, war früher eine Scheibe Gelbwurst, lernte das Publikum vom bayrischen Kabarettisten Alfred Mittermeier. Er gastierte auf Einladung der Bodenheimer Kulturfrauen im vollbesetzten Kulturkeller des Bürgerhauses Dolles mit seinem Programm "Extrawurst ist aus“.
Erstaunlich, wie eine Wurstsorte zum roten Faden eines hochkarätigen Kabarettprogramms werden kann. Andererseits aber auch nicht, wenn man weiß, dass die Gelbwurst auch unter Hirnwurst bekannt ist, weil sie ursprünglich auch tierisches Hirn enthalten hat und eine Extraportion Hirn nicht schaden kann.
So ist es nicht verwunderlich, dass der Kabarettist, der die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse beleuchtet, immer wieder zu dem Schluss kommt, dass das Verzehren von Gelbwurst oftmals hilfreich wäre. Er rät den Griechen, die offensichtlich Probleme mit dem Rechnen hätten, zu Gelbwurstgyros. Auch Italiener sollten die Wurst zu sich nehmen, denn "was der Römer wählt, wird bei uns eingesperrt“, so Mittermeier, der mit deutlichen Worten seine Gedanken dem Publikum vorträgt. Scharfe Töne schlägt er zur Fußball-WM 2022 an, die unter dem Motto "Die Welt zu Gast im Hochofen“ in Katar stattfinde. Wegen der Arbeitsbedingungen der Menschen, die die Stadien bauen, sollten diese angelehnt an die Erzählungen zur Sklaverei Namen wie "Onkel Toms Hütte“, oder "Kunta Kinte Stadion“ erhalten. Die Engländer seien zu Nikolaus sowieso wieder daheim, schlägt er dann wieder einen leichteren Ton an, als er die Kritik des Chefs vom englischen Fußballverband am Datum des Endspiels am 18. Dezember kommentiert.
Zu den Millionen Menschen, die auf der Flucht sind, sollte die EU nicht fragen "Wie schaffen wir das?“, sondern “Wie haben wir das geschafft?“ fragt der Sprachkünstler mit nachdenklichem Zynismus. Gelächter erntet er für den Vorschlag Niedersachsen von der Flüchtlingsaufnahme zu befreien, weil das Bundesland nun neun Millionen VWs aufnehmen müsse.
Schnelles Denken ist gefordert bei Mittermeier, denn seine verschachtelt gesetzten Pointen sind nicht immer sofort zu erfassen. Mit süffisantem Lächeln scheint er die Reaktionen abzuwarten, bevor der nächste Gedanke folgt. Manchmal ist sein Humor rabenschwarz, zum Beispiel, wenn er über die Selbstmordattentäter sinniert, bei denen die Stimmung bombig sei.
Ausführlich widmet er sich dem Thema "geschlechtergerechte Sprache“, deren Ziel es sei, "die Frau in der Sprache sichtbar und hörbar zu machen“. Er sprach sich dafür aus, das Ganze auch tatsächlich konsequent durchzuziehen. So müsse es ein Radlerinnenmass oder Führerinnenscheine geben, und bei der Bundeswehr eben auch ein "Feldweibel“. Apropos Bundeswehr – auch für dieses Themengebiet hat der Mittermeier hämische Sätze parat. "Die Bundeswehr ist in einem Zustand, dass man Angst haben muss, wenn ein österreichischer Schützenverein den Krieg erklärt“, stellt er fest...
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